Mein Ausflug in die Welt der Handygames 
          
          Ich hab ein Handy – wer nicht? Das Handy hab ich  fast immerzu bei mir und es begleitet mich auch an Orte, wo ich sonst keinen  mitnehme. Zum Beispiel steh ich jeden Morgen in der Straßenbahn. Paar  Stationen, dicht gedrängt und viele um mich herum telefonieren. Ich nicht, ich  find das doof. Aber es telefonieren nicht alle. Einige starren gebannt auf  ihren winzigen Bildschirm und tippen dabei verbissen in ihre Tasten oder bearbeiten  den kleinen Joystick. Die Menschen spielen! Sie jagen winzige Autos durch  schmale Straßen, ballern mit Fliegern kleine Ballons oder springen über  Hindernisse. Ich kann das leider alles nicht – mein langweiliges Handy kennt  nur Tetris und Kugeln sortieren. Mein Hals wird immer länger und ich kann mich  kaum losreißen … ich will auch! 
 
Als ich von HandyGames das Angebot bekam, das Spiel  „Gothic3 - the Beginning“ zu testen war ich Feuer und Flamme, denn sie haben  mir ein Handy geborgt, mit dem ich testen konnte. Endlich wurde ein Traum wahr,  ich konnte auch auf dem Handy spielen.
Nachdem ich mich in die Bedienung des Handys reingefummelt  hatte, hab ich keine Minute mehr vor mich hinträumen können. Diese kleinen  Pixelmännchen mit ihren wichtigen Angelegenheiten haben mich völlig in ihren  Bann gezogen. Die Geschichte ist eher simpel: wir sind Xardas und sollen die  Welt retten. Und das schaffen wir natürlich. Wir kämpfen gegen eine böse  Bruderschaft, gegen Orks, Scavenger und diverse Gerippe, können Waffen führen  und Magie verwenden. Es gibt ein Levelsystem, ich kann diverse Skills erlernen,  ich muss Dinge suchen und finden und ich muss mir darüber Gedanken machen,  wofür ich meine mühsam errungenen Punkte verwende. Ich finde Freunde und ich  habe Feinde. Der Ton ist oft rau und teilweise ziemlich lustig. Aber am  allerschönsten finde ich es, diesem kleinen Pixelmännchen auf dem Bildschirm  zuzuschauen. Was so ein winziges Display an Farben und Wundern hergeben kann,  haben die Entwickler herbeigezaubert. Ein Onlinemagazin bezeichnete das kleine  Kunstwerk als Hosentaschenrevolution. Ich kann das zwar nicht so wirklich  beurteilen, weil ich kaum andere Handygames kenne, aber mich hat das kleine  Ding überzeugt.
Es hat mich sogar so weit gebracht, dass ich von meinen bisherigen  Handytypen (PDA) abgehen werde und beim nächsten Mal darauf achten werde, dass  es spieletauglich ist. Die Leute von HandyGames meinten, PDA-Besitzer spielen  nicht, deshalb gäbe es für die keine Spiele. Tja ... 
 
Aber nun mal zum Spiel selbst. Naja, es als  Gothic-Erweiterung würde ich es eigentlich nicht bezeichnen. Es ist nun mal  kein episches Rollenspiel. Es ist eher ein Hack & Slay. Mehr geben so eine  winzige Spielfläche und die winzigen Schaltflächen einfach nicht her. Ein  Handyspiel hat mit einem PC-Spiel eigentlich auch nichts gemein, außer dass es  irgendwie alles nur Pixel sind. Man kann sich nicht hinsetzen und das Spiel  stundenlang spielen. Es ist wirklich was für zwischendurch und da ist es auch  technisch sehr gut gelungen. Abstürze gibt es im Übrigen nicht, auch keinen  Guru. Wobei ich mir den Gag nicht hätte entgehen lassen, wär ich ein  Entwickler.
 
Technisch funktioniert das so: es gibt verschiedene  Örtlichkeiten, die man aufsuchen kann. Die sind auf einer Landschaft  angeordnet, in der man zufallsgeneriert auf wilde Bestien und Feinde stößt, um  zu leveln. In den Ortschaften, Klöstern, Bauernhöfen oder Festungen bekommt man  Aufträge und es entwickelt sich die Story, in deren Verlauf Ihr versiegelte  Tempel öffnen müsst, um die Magie zu befreien. Die Handytechnik erlaubt euch,  an jeder beliebigen Stelle das Spiel zu verlassen, es legt dann ein Autosave  an. Ihr könnt also in der Straßenbahn (wahlweise Zahnarzt oder Lehrer  einsetzen) einfach das Handy in die Tasche stecken und es geht eigentlich  nichts verloren. Ein Tastendruck bringt euch dann wieder ins Spiel. Der Ton lässt  sich selbstverständlich abschalten, was gut ist für heimliches Spielen im  Unterricht . Allerdings sollte man sich die Musik auch mal anhören. Ist lustig,  wie sich Kairos Motive als Midi anhören.
Die Namen im Spiel klingen vertraut und wenn ihr auf  blutrünstige Scavenger trefft, werdet ihr sicher euren Spaß haben. Ich hatte  ihn jetzt knapp zwei Wochen und kann mir gut vorstellen, das Spiel noch mal zu  spielen: Mir ist nämlich was ärgerliches passiert. Ich hab gelevelt und gelevelt  und meine Skillpunkte in Zweihänder gesteckt. Ich war sehr glücklich, als mich  nicht mehr jeder dumme Bandit umhauen konnte. Irgendwann war ich stolzer  Besitzer eine Superplattenrüstung und einer Superaxt. Jetzt konnte ich mich an  allen Banditen, Orks und Trollen austoben. Keiner konnte mir widerstehen. Dummerweise  kam die ganze Magie erst später und ich war schon am Endlevel angelangt. Ich  konnte nichts mehr lernen, bei Level 30 ist nämlich Schluss. Also muss ich das  schon allein deshalb noch mal spielen, damit ich auch die Magie kennen lerne.
Tja, was bleibt zu kritisieren? Mir fehlte ein richtiges Outro, also  irgendwas, wo ich mit viel Musik und Trara zum Oberhelden gekürt werde, mir der  Siegerkranz überreicht wird und ich als Retter der Welt gefeiert werde. So  endet das Spiel eher unspektakulär. Oder kann es sein, dass noch weitere  Abenteuer auf mich warten?